Sport

Große Erleichterung: Spitzensport im Lockdown weiter möglich

Der Spitzensport in Österreich ist im am Samstag verhängten harten Lockdown nicht nur glimpflich davongekommen, sondern erfährt auch eine Erleichterung bzw. Präzisierung. Denn Sportler müssen nicht mehr zwangsläufig bis zu einem negativen PCR-Test warten, um Sportstätten betreten und trainieren zu dürfen. Freilich groß ist die Erleichterung, dass beispielsweise der Ball im Fußball weiter rollt, aber auch Veranstaltungen wie der Ski-Weltcup stattfinden dürfen.

Prinzipiell gelten für den Spitzensport ab Dienstag die gleichen Maßnahmen, die auch bereits seit 3. November in Kraft sind. Ihren Sport weiter ausüben dürfen Spitzensporter, auch aus dem Bereich des Behindertensportes, und Sportler, die aus ihrer Tätigkeit Einkünfte erzielen oder bereits an internationalen Wettkämpfen teilgenommen haben. Auch deren Betreuern, Trainern und Vertretern der Medien ist es nach wie vor gestattet, Sportstätten zu betreten.

Im Mannschaftssport und in Sportarten, bei deren sportartspezifischer Ausübung es zu Körperkontakt kommt, ist ein von einem verantwortlichen Arzt erfasstes und dem Stand der Wissenschaft entsprechendes Covid-19-Präventionskonzept zur Minimierung des Infektionsrisikos notwendig. Tests sind obligatorisch, bei einer SARS-CoV-2-Infektion müssen in den darauffolgenden zehn Tagen vor jedem Wettkampf alle Sportler, Betreuer und Trainer erneut getestet werden.

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"Wir haben im letzten halben Jahr bewiesen, dass es gut funktioniert"

Neu ist der Zusatz, dass im Fall eines positiven Testergebnisses das Betreten von Sportstätten zulässig ist, wenn jedenfalls mindestens 48 Stunden Symptomfreiheit vorliegen und aufgrund der medizinischen Laborbefunde, insbesondere aufgrund des CT-Werts >30, davon ausgegangen werden kann, dass keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. Wie man hört, wurde dies nicht überall gleich gehandhabt, nun steht es deutlich in der der APA vorliegenden Verordnung.

"Ich bin froh darüber, weil ein Lockdown für manche Vereine eine Nähe zur Insolvenz bedeutet hätte und für einen Nationalverband wie den ÖFB ein Länderspiel-Stopp das totale Desaster darstellen würde. Rein empirisch gesehen sind Infektionen im Spitzenfußball Ausnahmefälle", atmete ÖFB-Präsident Leo Windtner im APA-Gespräch durch, dass den Berufssportlern ein sportlicher Lockdown erspart blieb.

Der Vorstand der Fußball-Bundesliga, Christian Ebenbauer, erklärte, er wisse nicht, ob man anhand der Gesamtsituation erleichtert sein könne, aber rein beruflich sei es enorm wichtig, dass der Spielbetrieb aufrechterhalten werden dürfe. "Das ist essenziell für die Clubs. Das uns entgegengebrachte Vertrauen ist nicht umsonst. Wir haben im letzten halben Jahr bewiesen, dass es gut funktioniert."

Auch beim österreichischen Handball-Bund werden die höchsten Spielklassen bei Frauen- und Männern planmäßig fortgeführt. "Es ist generell ein sehr positives Zeichen der Bundesregierung, dass man der Bedeutung des Spitzensport Rechnung trägt und ihm die Fortführung gestattet. Die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler steht zu jedem Zeitpunkt im Vordergrund. Das in uns gesetzte Vertrauen werden wir mit Sorgfalt rechtfertigen durch eine konsequente Umsetzung der Hygiene- und Präventionsmaßnahmen", erklärte ÖHB-Generalsekretär Bernd Rabenseifner.

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Joggen, Walken oder Radfahren - aber nur allein

Für den Hobbysport sieht es hingegen düster aus. Indoor-Sportstätten sowie Schwimmhallen, Fitness- oder Yogastudios sind für die Hobbysportler bereits seit dem Teil-Lockdown ab 3. November nicht mehr zugänglich gewesen. Nun sind in Österreich bis zumindest 7. Dezember auch alle Freiluft-Sportanlagen für Amateursportler geschlossen. Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler appellierte in der Regierungs-Pressekonferenz am Samstagabend an die Bevölkerung, trotzdem "in Bewegung" zu bleiben.

Die Freizeitsportler befinden sich ab Dienstag damit in der gleichen Situation wie im coronabedingten ersten Lockdown ab 16. März, die ersten Lockerungen gab es dann erst ab 1. Mai wieder. Mit Anfang November und dem Teil-Lockdown waren zumindest Outdoor-Sportstätten noch geöffnet gewesen, also Tennis-, Golf- oder Leichtathletik-Anlagen, und für den Hobbysportler zugänglich. Nun ist nur noch Sporteln im Freien abseits von Anlagen und freilich wie zuletzt auch ohne Körperkontakt möglich, auch Eislaufplätze beispielsweise werden nicht geöffnet.

"Bleiben Sie in Bewegung an der frischen Luft. Spazieren, Laufen hilft Spannung auszubauen. Es ist auch ein Luftholen für die Seele", sagte Kogler. Joggen, Walken oder Radfahren, so es die Temperaturen zulassen, sind zum Beispiel noch möglich. Der Sportminister mahnte aber davor, dass man sich mit anderen Personen zum Sport trifft. "Bitteschön machen Sie das im Wesentlichen allein. Verabreden Sie sich nicht."

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"Kollateralschäden bestmöglich vermeiden"

Sport-Austria-Präsident Hans Niessl begrüßte die Fortsetzung des Spitzensports ("Die Präventionskonzepte des Sports greifen") und hofft auf eine rasche Reaktivierung des Breitensports: "Wir müssen Kollateralschäden bestmöglich vermeiden", teilte er in einer Aussendung mit. Er zeigte aber Verständnis für die von der Bundesregierung verkündeten Maßnahmen.

"Da wir die aktuell einfach zu hohen Infektionszahlen rasch reduzieren müssen, appelliere ich an die Bevölkerung und insbesondere an unsere zwei Millionen Sportvereinsmitglieder, die Maßnahmen der Regierung einzuhalten - und sich ausreichend zu bewegen." Entweder mache man das im Freien oder nütze die Online-Angebote der Verbände. "Hauptsache man bleibt in Schwung!" Und sobald es die Infektionszahlen zulassen, hoffe er auf das Wieder-Hochfahren des gesamten Sports.

Auch die SPORTUNION zeigt laut Aussendung Verständnis für die Verschärfungen im zweiten Lockdowns, um das Gesundheitssystem zu schützen. "Es ist wichtig, dass alle verantwortungsvoll mit der kritischen Lage umgehen, weshalb die SPORTUNION die verschärften Lockdown-Maßnahmen voll mitträgt. Mit einem österreichweiten Schulterschluss müssen wir eine erfolgreiche Pandemie-Trendwende schaffen, mit allen erforderlichen Schritten zum Schutz unserer Gesundheit", erklärte SPORTUNION-Präsident Peter McDonald.

Die Bundesregierung müsse aber gemeinsam mit den Interessensvertretungen des Sportes rechtzeitig eine Grundlage für ein geordnetes Hochfahren des Indoor- und Outdoor-Sportbereiches schaffen. "Vor allem für den Nachwuchsbereich sollten, sobald dies möglich ist, Ausnahmen realisiert werden. Unsere Sportvereine sind ein wichtiger Teil der Lösung im Kampf gegen die Corona-Pandemie."

MÄRZ:

10. Die österreichische Bundesregierung verordnet, dass Sportveranstaltungen nur noch ohne Zuschauer stattfinden dürfen. Die Fußball-Bundesliga setzt daraufhin sofort alle Spiele der beiden höchsten Ligen aus, der Fußball-Bund stellt zwei Tage später darauf den gesamten Spielbetrieb ruhend. Die Eishockey-Liga beendet die Saison vorzeitig, ohne einen Meister zu küren.

16. In Österreich gelten ab sofort zur Eindämmung der Pandemie Verkehrsbeschränkungen. Es ist kein Training an Sportstätten mehr möglich, der Vereinsbetrieb wird eingestellt. Infolge werden zahlreiche Meisterschaften, u.a. im Basketball, Volleyball und Handball abgebrochen, es gibt keine Meister. Der Sport steht im Profi- und Amateurbereich still.

APRIL:

6. Die Bundesregierung verkündet ein Verbot von öffentlichen Veranstaltungen bis Ende Juni. Dazu zählen auch alle Sport-Events unter Einbeziehung von Publikum. Die Tür für die Abhaltung von Geisterspielen in der Fußball-Bundesliga wird offengelassen.

20. Spitzensportler dürfen ab sofort an Sportstätten unter Einhaltung der Abstandregeln wieder trainieren. Die Bundesregierung hatte am 15. April zudem beschlossen, dass die zwölf Clubs der Fußball-Bundesliga sowie Cup-Finalist Austria Lustenau in Kleingruppen von bis zu sechs Spielern das Training wieder aufnehmen dürfen.

MAI:

1. Verschiedene Sportstätten werden ab 1. Mai für den Breitensport wieder geöffnet, so u.a. Leichtathletik-Anlagen, Tennisplätze, Golfplätze sowie Pferdesport- und Schießanlagen. Bei Risikosportarten mahnt Sportminister Werner Kogler (Grüne) Zurückhaltung an. Ermöglicht werden nur Outdoor-Aktivitäten, keine in der Halle.

12. Österreichs Fußball-Bundesliga bekommt grünes Licht für den erhofften Neustart. Unter strengen Bedingungen sollen die Meisterschaften Anfang Juni ohne Zuschauer fortgesetzt werden. Los geht es dann bereits am 29. Mai mit dem ÖFB-Cupfinale zwischen dem dann erfolgreichen Titelverteidiger Salzburg und Zweitligist Austria Lustenau in Klagenfurt, die Bundesliga startet mit 2. Juni, die 2. Liga mit 5. Juni.

30. In den Sport kommt weitere Bewegung: Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gibt das Okay für die Formel 1 in Spielberg. Der Saisonauftakt erfolgt am 5. und 12. Juli unter strengsten Vorkehrungen ("Blase") mit einer Doppelveranstaltung, Zuschauer sind nicht zugelassen.

JUNI:

24. Die Regierung gibt nach dem Ministerrat bekannt, dass ab 1. Juli wieder jeder Sport sowohl indoor als auch outdoor erlaubt ist, also auch Kontakt- und Mannschaftssport. Auf zugewiesenen und gekennzeichneten Sitzplätzen sind bis zu 250 Personen in geschlossenen Räumen und 500 im Freiluftbereich gestattet. Für ab 1. September wird bereits avisiert, in Gebäuden bis zu 5.000 Besucher, im Freien bis zu 10.000 zu erlauben. Voraussetzung dafür sind Präventionskonzepte. Sport-Austria-Präsident Hans Niessl lobt die Lockerungen, das gebe sämtlichen Ligen und Veranstaltungen vom Spitzen- bis zum Breitensport sowie Sponsoren die nötige Planungssicherheit.

SEPTEMBER:

7. Weil der Europäische Fußballverband (UEFA) keine Zuschauer zulässt, gehen die ersten Fußball-Länderspiele des Jahres der österreichischen Männer-Nationalmannschaft ohne Fans in Szene. So auch jenes in Klagenfurt gegen Rumänien (2:3).

4. Österreichs Fußball-Bundesligisten haben ihre Covid-19-Konzepte für Stadionbesuche fertig und genehmigt bekommen, sie gelten alle vorbehaltlich temporärer Einschränkungen durch die vierstufige "Corona-Ampel". Am meisten Zuschauer sind mit je 10.000 bei Rapid Wien und Red Bull Salzburg zugelassen, am wenigsten mit 2.700 bei SV Ried.

11. Die Bundesregierung stutzt die erlaubten Zuschauerzahlen bei Veranstaltungen drastisch zurück. Ab 14. September dürfen maximal 3.000 Menschen zu Outdoor-Sportevents. Besonders betroffen sind einige Vereine der Fußball-Bundesliga, die damit lediglich bei der Auftaktrunde am Wochenende noch mehr Fans haben dürfen. Indoor sind künftig höchstens 1.500 Besucher mit fixem Sitzplatz erlaubt. Damit sind die Planungen von zahlreichen Sportligen, -verbänden und Organisatoren über den Haufen geworfen.

OKTOBER:

17./18. Der alpine Ski-Weltcup-Auftakt in Sölden startet ohne Zuschauerbeteiligung. Das passiert auf Wunsch des Weltverbandes (FIS) und des ÖSV.

19. Die Bundesregierung reagiert auf die steigenden Corona-Fallzahlen abermals mit Verschärfungen: Professionelle Veranstaltungen werden ab 25. Oktober weiter beschränkt, das betrifft unter anderem die Fußball-Bundesliga oder die Eishockey-Liga, aber auch das Wiener Stadthallen-Tennisturnier. Outdoor werden nur noch 1.500 Besucher zugelassen, indoor 1.000. Das Tragen eines Mund-Nasenschutzes am zugewiesenen Sitzplatz ist verpflichtend.

23. Die Möglichkeit zur Ausübung von Amateursport wird in Österreich von Woche zu Woche eingeschränkter. In Burgenland und Salzburg gelten bereits weitgehende Sportverbote.

31. Die Regierung verkündet mit 3. November einen weiteren Lockdown. Spitzensport und Spitzensportveranstaltungen sind weiterhin möglich, aber nur noch ohne Zuschauer und unter Einhaltung strikter Hygienekonzepte. Außerdem dürfen nicht mehr als 100 Sportler und Sportlerinnen indoor und 200 outdoor daran teilnehmen. Der Amateursport wird eingestellt, Hobbysportler dürfen nur noch im Freien ihrer Leidenschaft nachgehen, dort aber auch nur individuell und ohne Körperkontakt. Sämtliche Hallensportstätten sind nur noch für Spitzensportler und Behindertensportler zugänglich.

NOVEMBER:

14. Die Regierung verschärft mit 17. November den Lockdown, der Spitzensport kommt aber glimpflich davon. Training und Veranstaltungen sind weiterhin möglich, das betrifft sowohl die Ligen wie die Fußball-Bundesliga oder Eishockey-Meisterschaft ICE, als auch Events wie den Alpinskiweltcup in Lech/Zürs. Zudem dürfen im Fall eines positiven Testergebnisses Sportstätten betreten werden, wenn 48 Stunden Symptomfreiheit vorliegt und aufgrund der medizinischen Laborbefunde, insbesondere aufgrund des CT-Werts >30, davon ausgegangen werden kann, dass keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. Für Hobbysportler indes ist nun auch der Zutritt zu Freiluft-Sportstätten nicht mehr möglich.

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