Heinz Lindner: "Ich will wieder bei null beginnen"

Heinz Lindner
Torhüter Heinz Lindner verlässt im Sommer die Wiener Austria und sucht sein Glück im Ausland.

Er ist 24 Jahre alt und möchte die große, weite Fußballwelt sehen. Heinz Lindner zieht nach dieser Saison bei der Austria die Handschuhe aus und sucht in einer anderen Liga eine neue Herausforderung. Nach seinen starken Auftritten in der Gruppenphase der Champions League im Herbst 2013 liebäugelte der Oberösterreicher ohnehin stets mit einem Transfer. Seitdem stagnierte er aber in seinen Leistungen – dennoch fühlt er sich bereit für diesen Schritt. Sein Nachfolger bei der Austria könnte ÖFB-Teamtorhüter Robert Almer werden.

KURIER: Sind Sie erleichtert, dass eine Entscheidung getroffen wurde?

Heinz Lindner: Ja, auch wenn sie mir nicht leichtgefallen ist. Immerhin verlasse ich den Verein, bei dem ich meine bisherige Profikarriere lang tätig bin und dem ich so viel verdanke. Die Zeit ist aber gekommen für einen Tapetenwechsel – und dafür, in einer anderen Liga Fuß zu fassen.

Haben Sie schon bei einem Verein unterschrieben?

Nein. Es gibt auch keine Angebote, nur Interessenten und Kontakte.

Das ist doch riskant.

Das ist das Business. Ich will mich weiterentwickeln und möchte mir die Austria nicht in der Hinterhand behalten. Dann bleibe ich womöglich hier und habe mein Ziel, ins Ausland zu gehen, nicht erreicht. Ich hatte schon mehrmals die Möglichkeit, zu wechseln. Es hat nie geklappt. Jetzt bin ich ablösefrei und im besten Alter.

Haben Sie trotzdem irgendwie Angst, übrig zu bleiben?

Nein. Niemand braucht Angst um mich zu haben.

Werden Sie die restlichen Spiele als Nummer 1 der Austria absolvieren?

Das muss der Trainer entscheiden. Wenn ich spiele, werde ich alles geben.

In der Champions League haben Sie im Herbst 2013 hervorragende Leistungen gebracht. Ein Wechsel ist danach nicht zustande gekommen. Waren Sie enttäuscht?

Nein, es hat danach einige Angebote gegeben. Da habe ich gesehen, dass ich viel richtig gemacht habe.

Würden Sie auch wo hingehen, wo Sie nur Nummer 2 sind?

Bei einem Transfer hat man nie die Gewissheit, dass man fix spielt, außer man heißt Ronaldo oder Messi. Es wird immer einen Konkurrenzkampf geben, das ist mir klar. Ich habe bei der Austria bewiesen, dass ich mich durchsetzen kann. Also kann es mir ein zweites Mal auch gelingen. Ich brauche neue Reize, damit ich nicht auf der Stelle trete. Ich will wieder bei null beginnen.

Hatten Sie denn das Gefühl, dass Sie in Ihren Leistungen seit der Champions-League-Saison stagnierten?

Man wird an den Leistungen gemessen, die man schon einmal abgeliefert hat. Ich hätte in der Liga immer so spielen müssen, dass die Leute meinen: Okay, der Lindner ist gut. Die Zeit ist reif für einen Cut, auch wenn die Austria für mich eine Herzensangelegenheit ist.

Sie haben gesehen, wie Mitspieler in bessere Ligen gegangen sind und sich weiterentwickelt haben – wie Junuzovic, Baumgartlinger oder Dragovic. Waren die für Sie Vorbilder?

Natürlich bekommt man das mit. Aber auch Liendl und Okotie haben sich durchgesetzt. Das ist auch mein Ziel.

Haben Sie sich in den letzten ein bis zwei Jahren etwas vorzuwerfen?

Ich habe immer 100 Prozent gegeben. Meine Leistungen waren aber nicht immer das Gelbe vom Ei.

International müssen Torhüter einiges aushalten. Werden Sie körperlich jetzt zulegen?

Ein paar Kilo mehr würden mir nicht schaden, das weiß ich. Daran werde ich arbeiten.

Warum haben Sie das bisher nicht getan? Weil darunter die Beweglichkeit leidet?

Natürlich wollte ich immer an meinen Schwächen arbeiten und gleichzeitig meine Stärken forcieren, wie etwa die Reflexe auf der Linie. In letzter Zeit bin ich auch bei den Flanken mehr herausgekommen, auch wenn ich nicht das Muskelpaket bin. Aber nehmen wir einen Leno, De Gea oder Courtois her: Die sind auch nicht die Henker wie ein Neuer und spielen dennoch auf einem Top-Level.

Sie verwenden im Spiel fast nur den rechten Fuß, weshalb Sie sich auch in heikle Situationen bringen. Warum verwenden Sie nicht auch den linken Fuß?

Mir ist das nicht so aufgefallen. Es ist aber schon so, dass ich mit dem linken Fuß eine gefährliche Situation klären kann.

Wann wollen Sie wissen, wohin Ihre Reise geht?

In den letzten Wochen will ich noch einmal alles für die Austria geben. Erst danach befasse ich mich damit aktiv.

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