Coronavirus: So reagieren Österreichs Nachbarländer

Temperaturkontrolle in Italien
Veranstaltungsverbote, Grenzsperren, desinfizierte Geldscheine - darauf setzen unsere Nachbarn. Schulschließungen sind umstritten.

Der Artikel wird nicht weiter aktualisiert - Stand: 10.3.2020. 

Das Coronavirus hat inzwischen auch in allen Nachbarländern Österreichs zu Infektionen geführt (siehe Grafik unten). Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, verfolgen die Staaten verschiedene Strategien - ein KURIER-Überblick.

Italien: Seit Montagabend gilt bekanntlich das gesamte Land als Sperrgebiet. Schulen, Unis, Kindergärten bleiben geschlossen, Supermärkte, Bars und Restaurants haben stark eingeschränkte Öffnungszeiten, die Menschen sollen ihre Wohnungen und Häuser wenn möglich nicht verlassen. Premier Conte hält noch drastischere Maßnahmen für besonders von Covid-19 betroffene Landesteile für denkbar.

Trotz der Einschränkungen bei der Reisefreiheit der Italiener bleiben die Grenzen offen, Einreisende nach Italien werden aber kontrolliert.  Das österreichische Außenministerium rät allen Landsleuten, Italien rasch zu verlassen.

Ungarn: Einreisen aus den besonders betroffenen Ländern Italien, Südkorea, Iran und China sind bis auf weiteres untersagt. Universitäten werden geschlossen und öffentliche Versammlungen verboten. Die Regierung sagte zudem aus Sicherheitsgründen die offizielle Zeremonie zum Nationalfeiertag am 15. März ab.

Darüber hinaus hat die ungarische Notenbank (MNB) mit der Desinfizierung von Banknoten begonnen. Nach Südkorea und China sei diese Maßnahme erstmals auch in Europa getroffen worden, bei der das Geld zwei Wochen in Containern gelagert und dann wärmebehandelt würde, hieß es. 

Tschechien: Ab Mittwoch sind alle Schulen wegen des Coronavirus geschlossen. Die Maßnahme gilt vorerst unbefristet. Kindergärten bleiben geöffnet. Seit Dienstagabend sind zudem Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern untersagt. Das Verbot gilt für kulturelle, sportliche und religiöse Veranstaltungen sowie Messen und Märkte.

Die Bischöfe riefen dazu auf, an Sonntagen zusätzliche Gottesdienste anzubieten und die Gläubigen so aufzuteilen, dass nicht mehr als 100 Personen anwesend seien. Gläubige könnten ihre Sonntagspflicht außerdem durch das Mitfeiern von Gottesdiensten via Fernsehen, Radio oder Internet erfüllen.

An Tschechiens Grenzen zu Österreich und Deutschland wird bei Einreisenden stichprobenartig die Körpertemperatur gemessen.

Deutschland: Mehrere Bundesländer und Kommunen haben Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Gästen kategorisch untersagt, darunter Hamburg, Berlin, Bremen, Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern. Bundesweit gibt es lediglich eine Empfehlung, Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern abzusagen.

Grenzschließungen werden nicht für sinnvoll erachtet, ebenso Schulsperren. Es ist laut Gesundheitsminister Spahn leichter, auf Fußballspiele oder Clubkonzerte zu verzichten, als auf eine Betreuung der Kinder. Bei einer Pressekonferenz mit Kanzlerin Merkel warnte Spahn am Mittwoch mit Blick auf besonders vom Coronavirus gefährdete ältere Mitmenschen, dass es fatale Folgen haben könne, Kinder von Großeltern betreuen zu lassen.

Am Donnerstag trifft sich Merkel mit den Ministerpräsidenten aller Bundesländer, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Liechtenstein: Im kleinen Fürstentum wird älteren Menschen empfohlen, sich von Menschenansammlungen fernzuhalten. Es gilt ein Besuchsverbot für alle Pensionisten- und Pflegeheime.

Schweiz:  Die einzelnen Kantone haben unterschiedliche Maßnahmen getroffen. Im wegen seiner Nähe zu Italien am stärksten vom Coronavirus betroffenen Tessin wurde u. a.  ein Besuchsverbot für Spitäler und Pflegeheime verhängt. 

Von den 83 Kontrollposten an der Grenze zu Italien wurden neun gesperrt. Tickets für Busfahrten werden Medien zufolge zudem nur noch am Automaten oder online verkauft. Schulschließungen werden abgelehnt, aus demselben Grund wie in Deutschland. "Wir wollen verhindern, dass es zu einer Durchmischung der Generationen kommt. Wir möchten, dass Großeltern möglichst wenig Kontakt zu den Enkeln haben", heißt es von den Schweizer Behörden.

 

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