Digitalisierung: Papst reformiert seine Medien

Der Papst ist bekannt für Offenheit gegenüber Sozialen Medien
Die Katholische Glaubensgemeinschaft setzt auf Soziale Medien.

Seit Beginn des Internetzeitalters bietet der Vatikan unter www.vatican.va Apostolische Schreiben, Gebete, Informationen zu Papstreisen und Bibeltexten an.

Der Papst müsse mit der Zeit gehen, um die Menschen weltweit zu erreichen. Darüber sind sich die beiden Vatikan-Expertinnen Paloma García Ovejero und Gudrun Sailer im Gespräch mit dem KURIER einig. Im Vatikan ist seit einiger Zeit eine mediale Aufbruchsstimmung spürbar, die langsam nach außen dringt. Mittels Medienreform werden neue Wege der Verkündigung und der Kommunikation mit den Gläubigen gesucht.

Kirche in digitaler Welt

Ein twitternder Papst Franziskus I. im TED-Talk, monatliche Videobotschaften im Netz und GlaubensApps sind mittlerweile weltweit bekannt. Die Digitalisierung bedeutet für die Kirche, Botschaften für viele Menschen zugänglich zu machen. Eine Parallele zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wird dort sichtbar, wo Glaubensinhalte für die Bevölkerung in deren Muttersprachen übersetzt wurden.

"Eine digitale Kirche ist dieselbe, reale Kirche in der digitalen Umwelt", sagt García Ovejero.

Digitalisierung: Papst reformiert seine Medien
Paloma García Ovejero, Stellvertretende Pressesprecherin und stellvertretende Leiterin im Vatikanischen Presseamt

Die Spanierin ist seit Juli 2016 stellvertretende Pressesprecherin und stellvertretende Leiterin im Vatikanischen Presseamt. Damit ist sie die erste Frau in diesen Positionen. "Die Kirche verbreitet seit 2000 Jahren dieselbe gute Nachricht: Gott hat seinen Sohn gesandt, der gestorben und auferstanden ist, um uns zu retten." Das einzige, das die Kirche geändert habe, seien die Instrumentarien und die Art, wie sie die Geschichte erzählt.

"Jetzt sind wir in einem neuen technologischen Kommunikationssystem, das eine neue Realität darstellt", meint García Ovejero. Was man jetzt lernen müsse sei, mit den Männern und Frauen in ihrer heutigen Sprache zu kommunizieren.

Nachrichten-Plattform

Sailer erzählt: "Wir sind in einer größeren Medienreform, die erst angefangen hat." Die gebürtige Niederösterreicherin ist seit 14 Jahren Redakteurin bei Radio Vatikan. "Im Vatikan sind mehr als 4000 Angestellte, 650 davon arbeiten im Medienbereich. Der größte Bereich ist mit 320 Personen das, was heute nur noch nach außen Radio Vatikan heißt und die Marke schlechthin ist. Alle anderen verteilen sich auf Fernsehen, Pressesaal, Zeitung und die neue Überstruktur, das Sekretariat für Kommunikation."

Am Sichtbarsten wird ein neues Portal sein, das mit 12. Dezember online gehen soll und vatikanische Medienangebote bündelt, meint Sailer. Einem Interview der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) auf katholisch.de mit dem Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Bernd Hagenkord, zufolge soll die neue Nachrichtenplattform zusätzlich zu vatican.va aktiv sein und journalistisch aufbereitete Nachrichten von PR-Inhalten trennen.

García Ovejero verspricht sich davon einen leichteren Zugang zu den Inhalten des Papstes. Das Portal wird laut Sailer multimedial und mehrsprachig. "Dafür müssen viele Eventualitäten mitgedacht werden für die ungewisse technologische Zukunft." Dem Papst ist diese Reform ein Anliegen. Er selbst habe die Basis dafür festgelegt und die handelnden Personen ausgewählt. Vor allem inhaltlich müsse noch gearbeitet werden, meint Sailer. Dem stimmt García Ovejero zu. Man entscheide nach einer Situationsanalyse, welche Medien man in welcher Form verwende.

Digitalisierung: Papst reformiert seine Medien
Gudrun Sailer aus Niederösterreich, Redakteurin bei Radio Vatikan Im Hintergrund: Petersplatz und Petersdom Mittwoch, 30. August 2017

"Klar ist" laut Sailer, "dass wir in den Sozialen Medien stärker präsent sein müssen, weil da die nachkommenden Generationen sind. Wer heute 20 Jahre alt ist, lebt in diesen Medien." Sailer sieht hier einen großen Auftrag, die digitale Welt als katholisches und vatikanisches Medium positiv mitzugestalten. Mehr Präsenz und Ressourcen seien wichtig. "Wir machen das im Moment nebenbei." Es brauche jemand Ausgebildeten, der Inhalte der Kirche gezielt platziert und präsentiert und nachfolgende Diskussionen moderiert. "In einer katholisch inspirierten Form von Kommunikation ist es nicht möglich, den Mensch zu ersetzen."

Dieser Beitrag entstand im Rahmen von eurotours 2017 – einem Projekt des Bundespressedienstes, finanziert aus Bundesmitteln.

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